Auf in den irischen Westen!

Auf in den irischen Westen!

Aurelia Kuhn (früheres 2h/jetziges 3h)

In welchem Land verbringst du dein Austauschjahr und warum hast du dich für dieses Land entschieden?

Ich verbringe mein Austauschjahr in Irland. Ich habe mich aus vielen Gründen für Irland entschieden. Zuerst war es mir wichtig, in ein englischsprachiges Land zu gehen, denn das ist die Sprache, welche ich verbessern möchte. Also blieben die USA, Australien, England, Schottland und Irland zur Auswahl. Meine Entscheidung fiel auf Irland, denn zum einen liebe ich die Kultur dort, ich spiele selbst keltische Harfe, was dort das Nationalinstrument ist. Zum anderen ist Irland bekannt für seine schöne und atemberaubende Natur. Ich war auch schon in Irland und hatte sehr schöne Erinnerungen daran. Am Ende hatte ich sogar richtig Glück, da ich in Galway gelandet bin, was meiner Meinung nach eine der schönsten Städte hier in Irland ist. Für mich ist Irland die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

Was war dein erster Eindruck, als du in deinem Gastland angekommen bist?

Ich glaube, einer meiner ersten Gedanken war: „Das Klischee, dass es hier immer regnet, stimmt ja wirklich.“ Denn in meinen ersten Tagen hier hat es wirklich jeden Tag geregnet. Aber inzwischen haben wir auch einige sonnige Tage gehabt. Man muss sich aber tatsächlich immer bewusst sein, dass es jeden Moment anfangen kann zu regnen. Aber ich finde das gar nicht so schlimm, denn es ist nicht so wie der Regen bei uns. Es regnet nicht tagelang, sondern immer nur für so eine Stunde, und danach scheint die Sonne wieder. Aber solche Klischees, wie dass Irländer immer Kartoffeln essen, stimmen zum Teil schon, aber nicht immer. Ausserdem ist Irland ein Land, in dem Familie sehr wichtig ist. Meine Gastmutter hat jeden Tag mehrmals Kontakt mit ihrer Mutter. In Irland ist es auch normal, dass alle Familienmitglieder sehr nahe voneinander wohnen.

Wie unterscheidet sich dein Schulalltag dort von dem an der KS Im Lee? Was sind die grössten Unterschiede der beiden Schulen?

Das wohl Offensichtlichste ist die obligatorische Schuluniform hier in Irland. Zuerst war ich ihr gegenüber etwas kritisch eingestellt, aber mittlerweile mag ich sie sogar.

Aber im Allgemeinen, würde ich sagen, sind die Regeln hier in Irland in der Schule sehr viel strenger als Im Lee. Beispielsweise sind Piercings nicht erlaubt und man darf auch nur ein Ohrring pro Ohr tragen. Handys sind an meiner jetzigen Schule auch komplett verboten und wir arbeiten hier auch nicht mit Laptops oder Tablets, sondern noch ganz altmodisch nur auf Papier.

Ausserdem ist meine Schule eine reine Mädchenschule, was anscheinend ziemlich normal für Irland sei.

Jeden Morgen muss ich den Schulbus nehmen, um in die Schule zu kommen. Es dauert circa eine Stunde, bis ich dort bin. Das ist ebenfalls normal für Irland, da viele etwas weiter aussen auf dem Land leben. Viele leben aber natürlich auch in der Stadt, in der Nähe meiner Schule oder sie werden von ihren Eltern in die Schule gefahren.

Ich habe hier einige andere Fächer noch zusätzlich, welche ich noch nie hatte. Zum Beispiel steht Career Guidance auf meinem Stundenplan, was uns helfen sollte herauszufinden, was wir später in unserem Berufsleben einmal machen wollen. Ich habe auch gehört, dass viele Schulen hier das Fach Mental Health unterrichten, was meiner Meinung nach sehr spannend klingt. Viele Fächer, die ich zuhause im Lee hätte, habe ich hier nicht, denn hier können die Schüler:innen viel mehr mitbestimmen, welche Fächer sie wählen möchten. Ich mag das Schulsystem hier, allerdings freue ich mich auch wieder auf die Kantonsschule Im Lee zu gehen.

Welchen Rat würdest du anderen Schüler:innen geben, die ein Austauschjahr planen?

Der wichtigste Rat, den ich euch geben möchte, ist: Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, ein Austauschjahr zu machen, dann macht es. Es lohnt sich. Ihr werdet hier Dinge erleben, die ihr sonst nie erleben würdet. Ihr lernt eine neue Kultur kennen und werdet somit viel offener gegenüber Neuem. Ihr werdet viele neue Leute kennenlernen, einige von ihnen werden sogar eure engen Freunde werden. Wenn ihr dann nach Hause kommt, könnt ihr sagen, dass ihr jetzt Freunde auf der ganzen Welt verteilt habt. Denn ihr werdet nicht nur die Leute hier kennenlernen, sondern auch ganz viele andere Austauschschüler:innen. Ich bin jetzt schon befreundet mit einigen irischen Leuten, einigen Deutschen, vielen aus Italien und jemandem aus Spanien. Mit einem Mädchen aus Italien habe ich sehr viel Kontakt, wir leben sogar zusammen in der gleichen Gastfamilie. Wir sind in kurzer Zeit schon sehr eng zusammengewachsen. Wenn ich nach diesem Jahr wieder nach Hause gehen werde, haben wir vor, uns gegenseitig häufig zu besuchen.

Selbst wenn ihr in eurem Austauschjahrs nicht nur eine schöne Zeit habt und es auch Momente gibt, in denen es euch einfach beschissen geht, was ganz normal ist, werdet ihr trotzdem unglaublich viel daran wachsen. Denn ihr geht allein in ein fremdes Land, in welchem ihr niemanden kennt und wo die Sprache nicht eure Muttersprache ist. Ihr werdet vielen Herausforderungen gegenüberstehen, so wie eurem ersten Schultag, von euch aus fremde Leute ansprechen und Freundschaften knüpfen. Aber genau das ist es, was euch wachsen lässt. Schlussendlich könnt ihr nur davon profitieren.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke, Aurelia. Geniesse weiterhin deine Zeit in Galway. Wir freuen uns, dich nächsten Sommer wieder bei uns willkommen zu heissen.

Interview geführt von: Stefanie Bäurle
(Bild: Aurelia Kuhn)