Martina Gubler, Bildnerisches Gestalten

Kreativ kann sie! Martina Gubler macht sich (und uns) ein Bild der Lehrpersonen

Martina Gubler ist BG-Lehrerin. Statt den Rotstift anzusetzen, greift sie zum Bleistift und bringt so die unterschiedlichen Persönlichkeiten im Kollegium zum Ausdruck.

Martina Gubler (BG)

Die Kantonsschule Rychenberg hat angefragt, welches Programm die tollen Porträts unserer Lehrpersonen erstelle. Siehst du das als Kompliment oder als Beleidigung?

Kreativ kann ich! Dass man Eigenschaften wie akribisch und punktgenau mit mir in Verbindung bringt, ist eher selten, deshalb freue ich mich über diese Frage.
Eine Schülerin fragte mich ausserdem, ob sich einzelne Lehrpersonen nicht beschweren würden, da man sehe, dass ich unterschiedlich viel Zeit in die Zeichnungen investiert habe. Das wäre schon eine äusserst gut programmierte KI und ich sehe diese Aussage insofern als Kompliment, als dass ich so behaupten darf, dass unsere Schüler:innen ein äusserst geübtes Auge haben.

Wie ist die Idee überhaupt entstanden, dass du Porträts aller Lehrpersonen zeichnest?

Die Englischlehrerin Silja Ang bemerkte im Beisein unseres Rektors während einer Zehn-Uhr-Pause in einem mehr als Witz gemeinten Nebensatz, ich solle doch alle Lehrpersonen für unsere Webseite zeichnen. Wenig später kam eine E-Mail von Arno Germann, der sich danach erkundigte, ob dies denn eine machbare Sache wäre. Und ich bejahte.

Welche künstlerischen Techniken verwendest du für die Porträts? Arbeitest du digital oder traditionell?
Ich zeichne mit Bleistift in drei unterschiedlichen Härtegraden, Stift- und Knetgummi. Ich gehe dabei in Schichten vor. Mit der härtesten Mine zeichne ich die feinsten Grauabstufungen, dann arbeite ich mich mit immer weicherer Mine zu den dunkelsten Schatten vor.

Gab es Herausforderungen beim Zeichnen bestimmter Kolleginnen oder Kollegen?

Die Porträts werden mit zunehmendem Alter der Modelle einfacher, da man sich an mehr Details im Gesicht und der Mimik festhalten kann. Junge, glatte oder überbelichtete Gesichter sind oft viel schwieriger einzufangen (Anmerkung der Redaktion: Grundlage für Martina Gublers Porträts sind Fotos der Lehrpersonen). Was auch oft ein Hindernis ist, sind die eigenen Erwartungen. So wollte ich beispielsweise ein besonders gutes Porträt von Silja machen, weil ich weiss, dass sie eine ebenso besonders kritische Beobachterin ist. Das Ergebnis ist, dass sie auf der Illustration nun fast überschminkt wirkt.

Dürfen die Lehrpersonen selbst entscheiden, welches Foto du abzeichnest?

Ich frage sie jeweils, ob sie mit ihrer Fotografie zufrieden sind bzw. ob sie sich auf dem Bild mögen.

Hat sich bei deiner Arbeit die eine oder andere Lehrperson als eitel entpuppt? Gab es allenfalls sogar Wünsche, die eine oder andere Anpassung vorzunehmen?

Ich informiere mich im Vorfeld darüber, ob es etwas gibt, was die Lehrpersonen stört, oder ob sie die eine oder andere Falte gerne retuschiert haben möchten. Roger Hofer fand darauf, er hätte lieber mehr Falten als weniger. Einige haben auch etwas abstraktere Wünsche, so verlangte Stefan Thalmann etwas Mystik in seinem Bild. Leider schulde ich ihm diesen Teil noch gänzlich. Dafür erinnert er auf dem Bild an einen jungen Prinzen.

Welches Porträt war bisher dein Lieblingswerk und warum?

Ich mag die Porträts von Linda Holder, Sereina Stauffer oder Daniel Merki. Oft sind es Menschen, die sich nicht so gerne fotografieren lassen, die auf den Bildern am authentischsten wirken.

Worauf achtest du beim Zeichnen?

Ich versuche, möglichst viel mit möglichst wenig zu erreichen. Das klingt nach Teenager, heisst aber in meinem Fall, möglichst viel Charakter in möglichst wenigen Linien einzufangen. Das gelingt mir manchmal besser, manchmal weniger gut.

Wie hat sich dein künstlerischer Stil im Laufe der Zeit entwickelt?

Anfangs habe ich Arno Germann prophezeit, dass ich mit der Zeit sicher schneller sein werde. Aber die Porträts wurden immer genauer und zunehmend treffender – und ich überhaupt nicht schneller.

Du bietest Lehrpersonen immer wieder die Gelegenheit, selbst kreativ zu werden. Was habt ihr schon gemacht? Wer gehört zu den kreativen Köpfen?

Wir machen alles, was die Lehrpersonen selbst gerne ausprobieren: Wir haben schon mit Acryl, Kohle, Ton und anderen Materialien gearbeitet. Dies sind u. a. Dani Weber, Maria Eisenring, Nicole Hofer, Simone Berner, Silja Ang und Laura Capuano. Christian Peter glänzt als eine Art Passivmitglied, eventuell müsste man da mal ein kritischeres Auge auf die Absenzen werfen.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke!

Die Porträts der Lehrpersonen finden Sie hier: https://www.ksimlee.ch/personen/lehrpersonen/ 

Interview geführt von: Stefanie Bäurle
(Bilder: Martina Gubler)